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KW 10/2011: Weingut August Kesseler, Riesling Kabinett „Lorcher Schlossberg“, Rheingau, 2005

Sonntag, März 6th, 2011

Auch wenn es nicht besonders innovativ erscheinen mag einen Wein von August Kesseler, einem der anerkannt besten Winzer in Deutschland, hier hervorzuheben, möchte ich das aus folgenden Gründen dennoch gerne tun: (1) Zum einen ist August Kesseler hauptsächlich für seine teuren Pinot Noirs berühmt, wobei ich seine – deutlich preisgünstigeren – Rieslinge im objektiven Vergleich höher bewerten muss. Dies hat damit zu tun, dass bei Pinot Noir das Burgund – egal wie viele mittelmäßige bis grauenvolle Weine dort produziert werden – in der absoluten Spitze immer noch die Maßstäbe setzt, während bei Riesling die Maßstäbe in Deutschland definiert werden. (2) Weiterhin wird das Thema Riesling zunehmend von superreifen Alkoholbomben – man denke hier nur an den Unendlich von FX Pichler – dominiert und der einst mit vollem Recht berühmte Kabinettstil gerät immer mehr in Vergessenheit. (3) Auch tendiert eine Mehrheit der Verbraucher dazu, Weine in ihrer Jugend zu trinken, lange bevor sie wirkliche Trinkreife erreicht haben. Dies finde ich sehr schade und eigentlich auch ein Missachtung all der harten Arbeit, die ein Winzer während des Jahres zur Erzeugung eines Spitzenweines aufwenden muss. Deshalb hier ein archetypisches Riesling-Kabinett in sehr guter Trinkreife zu einem günstigen Preis, das sogar noch ab Weingut erhältlich ist:

Weingut August Kesseler, Riesling Kabinett „Lorcher Schlossberg“, Rheingau, 2005

Strohgelb mit Grünreflexen. Duftiges, transparentes Riesling-Bukett mit Zitrusnoten, gezuckerter Grapefruit, Pfirsich, aufkommenden floralen Komponenten und einem Minihauch Petrol. Wird mit Belüftung immer mineralischer. Am Gaumen leicht, beschwingt und in perfekter Trinkreife. Guter mittlerer Körper, balancierte Säure, zartschmelzende Restsüße, beeindruckende Mineralität und ein erstaunlich dichter Fruchtkern, in dem der Weinbergspfirsich dominiert und der von Zitrusnoten abgerundet wird. Langer sahnig-cremiger Abgang, in dem die reintönigen Pfirsichnoten wieder hochkommen. Ein archetypisches, exemplarisches Kabinett aus dem oberen Rheingau. Bis 2015+.

9,5 % A. AP 004/06. 8,50 Euro ab Hof

17,0 / 91 Punkte

Kapitel 2: Das White-Barolo Phänomen

Mittwoch, März 2nd, 2011

Weißer Barolo!? Viele werden jetzt die Stirn runzeln und mit einem gewissen Recht anmerken „Es gibt keinen weißen Barolo!“ Und den ersten April haben wir auch nicht. Aber höret, auch wenn es noch so unwahrscheinlich erscheinen mag, so muss ich Euch erwidern „Und es gibt ihn doch!“. Lasset mich also den Beweis antreten.

Vor einiger Zeit begann ich mich intensiv mit dem Thema „Gereifte Barolos“ auseinanderzusetzen. Junger Barolo steht in meiner Wertschätzung schon seit längerer Zeit ganz oben und was jung so gut ist, kann im reifen Zustand zumindest nicht schlecht sein. Ich habe mich folglich bei mehreren seriösen Quellen auf die Suche nach geeigneten Weinen anerkannter Produzenten aus hervorragenden Jahrgängen der 40er und 50er Jahre begeben. Dabei ist mir folgendes aufgefallen: Manche Weine, speziell aus den absoluten Spitzenjahrgängen 1947 und 1958, hatten – zumindest soweit man das durch das Glas der Flasche sehen konnte – eine wasserklare Farbe und ein massives Depot in Form von Hobelspänen von einigen Zentimetern Höhe. Der kundige Weintrinker (und zu Beginn auch ich) würde nun daraus schließen, dass diese Weine hinüber und von solchen Flaschen tunlichst die Finger zu lassen wären. Da mich solche höchst seltsamen Phänomene andererseits auch wieder anspornen den Dingen auf den Grund zu gehen, habe ich dennoch einige der genannten Flaschen erworben.

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KW 01/2011: Kellerei Nals-Magreid, Goldmuskateller „Weinberg Dolomiten“, Südtirol, 2009

Sonntag, Januar 2nd, 2011

Helles Gold mir Grünreflexen. Sehr ansprechendes, (dezent) aromatisches, extrem klares und sauberes Bukett mit Rosenblättern, Birnenkompott, Pflaumen, einem Hauch weißen Pfeffer und dezenten phenolischen Bitternoten über einem mineralischen Untergrund. Besticht auch am Gaumen durch seine außergewöhnliche Klarheit. Mittlerer bis voller Körper, balancierte Säure, schöne ausgewogene Restsüße, zartcremige Textur, ein wenig Gerbstoff, Lychees, Rosenblüten und wieder Birnenkompott. Beeindruckend, wie eigentlich das ganze Weißweinprogramm der Kellerei Nals-Magreid nach dem Zusammenschluss. Es ist erstaunlich, wie viel Wein heutzutage noch für relativ wenig Geld möglich ist. Bis 2014.

13,0 + 1,5 % A. 6,80 Euro ab Hof.

16,7 / 90 Punkte