Wie sagte Russel Casse in Independence Day so schön als der Lösemechanismus seiner letzten Sidewinder-Rakete versagte und er seine F-16 in den Strahlenwerfer der Primärwaffe des riesigen außerirdischen Raumschiffes flog: „Hallo Freunde, ich bin da„. Allerdings ist daraufhin das Raumschiff von innen heraus explodiert und vom armen Russel Casse blieb nur noch ewiger Ruhm. Während im Film die Handlung – und damit die Welt – gerettet war, wäre realiter ein abrupter Abgang nach furiosem Start nur das halbe Vergnügen, und deshalb werde ich Euch wohl noch ein wenig länger erhalten bleiben.
Mit dem heutigen Tage werde ich demgemäß meinen Weinblog starten und in regelmäßigen Abständen aus der weiten Welt des Weines berichten. Auch wenn es sich hier um ein deutsches Blog handelt und der Riesling damit nicht zu kurz kommen wird, möchte ich mich ungern auf dieses eine Thema festlegen lassen. Ich plane an dieser Stelle – nun auch öffentlich – meiner bisher geheimen Leidenschaft Madeira zu frönen und den Ruhm der kalifornischen Spitzenweine zu mehren. Wie gleich in Kapitel 1 zu lesen sein wird, werde ich immer wieder versuchen den Mythos Bordeaux kritisch zu hinterfragen und meinen Beitrag zum Thema Burgund zu leisten. Da die Weinliteratur umso dünner wird, je älter die Weine werden, gilt ein spezielles Augenmerk den gereiften Jahrgängen. Und vielleicht gelingt mir auch die eine oder andere Entdeckung speziell aus Südamerika.
Wer hier eine weitere Stimme in Sachen Jungwein erwartet, wird allerdings enttäuscht werden, auch wenn ich natürlich über besonders gut gelungene Exemplare berichten werden. Auch möchte ich nicht in die Masse gehen, denn hier gibt es genug Berufene. Und das Thema Aldi-Weine werde ich geneigten Foren überlassen.
Schließlich möchte ich mich auch nicht über die letzten Verästelungen der Filigranität ins Nichts verlieren. „Leichte Weine, leichtes Essen und dazu ein Raffaelo“ wir es hier also ebenfalls nicht geben. Ich möchte den sogenannten „satt“ machenden Weinen nicht das Wort reden, aber wenn ich die tiefsten Winkel meiner Seele erforsche, muss ich konstatieren, dass ich über jeden Liebhaber frischfröhlicher Sommerweine heilfroh bin (denn dann muss ich diese Weine nicht trinken). Ich habe dabei allerdings nicht die Alkoholgranaten im Blick, die neuerdings im Chateauneuf du Pape produziert werden oder einige Auswüchse aus Australien, deren Lebenserwartung gegen Null tendiert. Diese DOA-Weine (Dead on Arrival) sind eigentlich schon zerfallen, wenn sie beim Endkunden eintreffen. Ich denke vielmehr – und hier Läuft mir das Wasser im Munde zusammen – an strukturierten, komplexen und tiefen Wein mit Konzentration. Diese Kombination ist schließlich und endlich die hohe Schule der Kunst. Alle berühmten Weine fallen in diese Kategorie und die Konzentration ist es letztendlich auch, die einen nur „großen Wein“ in die Perfektion hebt.
Aber jetzt genug des Philosophierens und des Vorspieles. Öffnet die Vorhänge und lasset die Posaunen erklingen. Mögen die Spiele beginnen.
W. E. Frank